kurfürstliches Förster- und Jägerhaus

Geschichte sieht man wohl immer aus dem eigenen Blickwinkel. Aber der Blickwinkel „Hintergasse 11, Freisbach“ scheint doch sehr eng. Vielleicht kann die kleine Geschichte Blicke öffnen für große Geschichte. Natürlich ist die Gefahr groß, dass ich Fakten und Zusammenhänge sehe, die gar nicht waren, die so nicht waren, oder zumindest nicht belegbar sind. Oft ist der Wunsch der Vater der „Entdeckung“. Ich stürze mich mutig in diese Gefahr. Sie merken, ich bin in das alte Haus vernarrt. Ich freue mich über jede Kritik, die den Blick vorsichtiger und weiter und schärfer macht.

Der Schreiber der Weißenburger Akte vermerkt um 1281 einen „Fronhof in Frisbach“. Der Kodex Edelin gilt als Versuch Dokumente aus dem 9. Jahrhundert zu sammeln, um die an Otto von Kärnten verlorenen Güter zu rekonstruieren – als Handhabe gegen die Ansprüche der Stauffer und der neuen Orden.

1282 steht in einem Lehensbrief der Ritter von Altdorf (Archiv der Grafen von Degenfeld-Schomberg in Eybach):

„Jakob Herrn Eberhards seligen Son von Altdorff hat Empfangen von meynem Herrn dem Abt von Weißenburg … item von dem Zinse der da vellet zu Frysbach in myns herren hoff des abst 2 ½ libras hells“. In einer Lehensurkunde Jakob Diemars von Dirmstein heißt es: „Item Jakobus Dyemanns Miles des Dymerstein habet … et 2 1/2 lib hall de curia Domini Abbatis in Frisbach“

(Jakob Diemar ist identisch mit obigem Jakob von Altdorf).

Beide Eintragungen finden ihre Bestätigung im o.g. Weißenburger Lehensbuch.

Am 27.12.1440 vermerkt eine Akte bei der Teilung des Lehens Altdorf zwischen Jakob von Altdorf und Jakob von Lachen (beurkundet durch Herzog Stephan von Pfalz-Zweibrücken): „… ebenso aus einer Gült von 2 ½ Pfund Heller auf dem Hubhof des Abts zu Freisbach“. Jakob von Lachen war 1429 von den Sponheimern auf der Starkenburg eingekerkert, eine damals beliebte Art per Lösegeld zu Vermögen zu kommen. Jakob von Lachen war möglicherweise dadurch verarmt und suchte neue Einkünfte.

Dem Zisterzienser-Kloster Weißenburg waren seine Güter im 1. Jahrhundert nach seiner Gründung 661 durch Bischof Dagobert von Speyer, also im 8. Jahrhundert vom fränkischen König geschenkt worden. Später waren noch Schenkungen von Gütern im Speyergau durch Lothringische Adlige hinzugekommen. Die spätere Klosterpolitik formulierte eine Gründung durch König Dagobert schon auf das Jahr 623, zum Schutz vor Übergriffen des Speyerer Bischofs und weltlicher Herren.
War der genannte Fronhof in Freisbach das Gehöft, das heute Hintergasse 11 heißt? Wenn ja, dann wäre der Brunnen über 1200 Jahre alt und damit weit älter als alle Burgbrunnen der Staufferburgen im Pfälzerwald.

Die Ritter von Altdorf, die auch noch in Kurpfälzischen Zeiten die Verwaltung des Jäger- u. Försterhauses in Freisbach inne hatten, waren also um 1282 und 1440 Lehensleute des Rom-unmittelbaren Klosters Weißenburg. 1468 wird Cuno von Altdorf erneut durch Weißenburg belehnt und zwar mit der Wasserburg in Altdorf als Erblehen.

In das Haus, das heute Hintergasse 11 heißt, wurde am 31.07.1719 Johann Georg Vogel von den neuen Herren des Amtes Altdorf, den Degenfeld-Schombergern als „gräflich Degenfeldischer herrschaftlicher Förster und Jäger, Churpfälzischer Jäger“ eingewiesen. (Er war nicht in Freisbach getauft, sondern zugezogen.) Das Haus war also als Dienstgebäude genutzt und wurde wohl als solches 1557 erbaut. Nachdem die Kurpfälzer nach dem Untergang der Abtei Weißenburg 1525 und der Beseitigung der Diözesanrechte von Weißenburg und Speyer durch Friedrich den Zweiten 1546, spätestens aber mit der rigorosen Einziehung der Kirchen- u. Klostergüter 1556 durch Ottheinrich, u.a. alle Weißenburger Güter übernahmen, so auch den Fronhof in Freisbach, liegt der Rückschluss auf vormaligen Weißenburger Besitz nahe.

Aber als einziger Hof lange vor der Entstehung des Dorfes Freisbach (in der Zeit der inneren Kolonisation durch Otto I. im zehnten Jahrhundert)?

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