Die späteren Bauteile des Anwesens
Die ursprüngliche Scheune hinter dem Forsthaus war beim Ankauf 1982/83 nur noch ein von Brennnesseln überwachsener Schutthaufen. Ein Balken aus der Mitte der Ostfront stand allerdings noch unversehrt und konnte von uns als Stütze in die Süd-Ost-Ecke des Hauses eingebaut werden, wo eine sekundäre Backsteinwand einen Bauschaden ausglich.
Wieso hat das alte Haus die Verwüstung der Pfalz im Erbfolgekrieg 1688/89 durch Melac überstanden? Die Antwort steht auf dem Torbalken der noch stehenden 2. Scheune: MB 1683 / M, d.h.: Maire Beccue (Jean Baptist) 1683 Schaffner zu Mörlheim. (Nebenbei: Sein Schwiegersohn Ernst Hilmar Bresigheimer hatte das gleiche Amt 1710 – 1743 inne).
Beccue war als Schaffner von Mörlheim der geschäftsführende Beamte, der sämtliche ehemaligen Klostergüter im Bereich des Oberamtes Germersheim im Auftrag der Pflege Eußerthal beaufsichtigte. Zugleich war er Maire/Schultheis von Mörlheim, Eußerthal und Gräfenhausen. Als die französischen Soldaten Brandfackeln in die Häuser warfen, stand vor dem Freisbacher Haus ganz sicher eine Ordonnanz mit dem klaren Befehl an alle, die vorbeikamen: Finger weg von diesem Anwesen, es gehört einem ehemaligen Marschall des Königs Ludwig XIV., dem Herrn Friedrich von Schomberg. Dazu folgende Vorgeschichte: 1680 war der jüngere Bruder von Lieselotte von der Pfalz, Karl, an die Regierung gekommen. Er hatte eine große Vorliebe für historische griechische Seeschlachten auf dem angestauten Neckar. Das war aufwändig. In der Staatskasse war bald Ebbe. Da verkaufte Karl 1682 das Amt Germersheim an Ludwig XIV. für 200 000 Gulden pro Jahr (erst 1697 wurde das Oberamt Germersheim wieder kurpfälzisch). Aber schon nach einem Jahr war Karl erneut in Geldnot.
Er verpfändete das Amt Altdorf (mit unserem Hof) und weitere Ämter an Friedrich von Schomberg, einen in Heidelberg geborenen Hugenotten, seit 1672 als Enkel einer „Riedesel“ Erbe des Altdorfer Schlosses und inzwischen als Marschall von Ludwig XIV. zu Geld gekommen, für 75 000 Louis d’Ors. Der ließ sofort durch die zuständige Verwaltung, den Schaffner zu Mörlheim als Vertreter der Pflege Eußerthal, eine zweite Scheune bauen, um die zu erwartenden Mehreinnahmen unterzubringen. Er wusste wohl als „Altdorfer“, was der Fronhof hergeben konnte, wenn man es nur einforderte.
90 Jahre, von 1683 bis 1773, dauerte die Verpfändung. Der Förster- und Jägerhof in Freisbach war also in Besitz eines ehemaligen hohen französischen Militärs. Friedrich von Schomberg fiel in der Schlacht am Bayne 1690 gegen die irischen Bauern (noch heute residiert die „Grand Orange Lodge“, der Oranierorden, in Belfast, im „Schonburg House“). Es ist vermutlich das Verdienst von Schomberg, wenn das Amt Altdorf 1688 keine Kontributionen an die Franzosen zahlen musste und 1733 von Fourageforderungen frei blieb, so wie später den französischen Plünderungstruppen unter Lagrand 1794 entging („alles ist unser, ihr sollt nichts behalten als die Augen zum Weinen“). Ebenso eine Nachwirkung der Erfahrungen mit Schomberg dürfte es gewesen sein, dass Freisbach mit Altdorf und Gommersheim schon im März 1793 freiwillig Frankreich beitraten und darum als Exklave im Departement Donnersberg zum Departement Bas Rhin gehörten. (Ein Nachtrag: 1794 und 1781 vertrieben die Degenfelder die Zigeuner aus dem Freisbacher Wald. Die zogen wohl einfach über die Grenze den Bach hinunter nach Harthausen.)
Friedrich von Schomberg starb kinderlos. Die Degenfelder übernahmen als Degenfeld-Schomberger das Amt Altdorf als Lehen durch Kurpfalz. Am 29.10.1720 erhielt Christoph Martin Graf von Degenfeld-Schomberg den Lehensbrief von Kurpfalz. 1773 lösten die Degenfelder den Pfändungsvertrag ab. Die Ablösung war vermutlich nicht sehr aufwändig; indessen waren die Rechtsnachfolger des Schombergers, die Degenfeld-Schomberger, ja mit den Heidelberger Kurfürsten liiert („Morganatische Ehe“ des Vaters der Lieselotte von der Pfalz, Kurfürst Karl Ludwig mit Luise Degenfeld).