Der ehemalige Stall
1807 übernahm die Familie Vogel das bisher verwaltete Forstamt in Privatbesitz (1807 – 1812 wurden die von Napoleon eingezogenen Güter das Amtes Altdorf verkauft).
Nachdem sich seit 1763 in der Region allgemein die Stallhaltung durchgesetzt hatten, bauten die Vogels einen Stall für ihre Kühe und Schweine. Der Anbau ans alte Haus verlief ganz sicher ohne architektonische Beratung: Ein Stützbalken in das Fenster des alten Hauses gestellt, einen Pfeddenbalken aufgelegt, das Restfenster zugemauert, der Bauanschluss war geschafft. In das Stallgebäude kam auch eine Wagenremise und eine Sommerküche mit Backofen. Darüber war das Heulager.
1982/83 kauften die Postels das Anwesen vom letzten männlichen Nachfahren jenes Försters Vogel, der 1719 in das Haus als kurfürstlicher Jäger und Förster durch die Degenfelder eingewiesen worden war, und begannen mit der Renovierung.
Ein Hauptproblem war, dass die untere Pfedde an der Straßenseite im westlichen Bereich weggefault war (dank „Sicherung“ mit Beton gegen die in den 20er Jahren höhergelegte Straße) und das Haus dort um 35 cm abgesunken war.
1991 zog das Umweltpfarramt der Evangelischen Kirche der Pfalz in den ehemaligen Stall ein. Der Heuspeicher wurde zum Büro umfunktioniert, nachdem das vom Wirbelsturm Wibke stark in Mitleidenschaft gezogene Sparrendach zum Ständerdach abgeändert und gefestigt war. Nach dem Ende des Umweltpfarramt 2003 zog die junge Familie Postel dort ein. Die Scheune wurde oben wieder Heu- u. Strohlager für die darunter untergebrachten Pferde. Ein Hauch von ehemaligem Förster- u. Jägerhaus kam zurück. Auf den Brühlwiesen weiden wieder Pferde.
Hinter dem Stall wurde ein altes Glashaus als Orangerie errichtet (der Gärtner aus Ludwigshafen war froh, dass er das 1954 gebaute Glashaus durch ein Doppelwand-Plastik-Treibhaus ersetzen konnte; ich war froh, dass ich es hatte). Jetzt kann die alte Försterei wieder das liefern, was schon 1557 der Verwalter des Jagschlosses Friedrich Bühl jährlich an den Hof in Heidelberg liefern musste: außer Reben und Feigen und Lorbeer auch Zitronen.
Der bayerische Urkataster von 1839 verzeichnet im heutigen Hofgarten noch ein Haus. Die Vogels haben es – angeblich ein als Kindergarten genutztes Fachwerkhaus – 1884 gekauft und abgerissen und die Straßenfront mit einer Klinkermauer geschlossen. Auf diesen Klinkersteinen konnte man so schön einritzen. So haben Generationen von Freisbachern dort ihre ersten Freundschaften eingeritzt.
Ein unauffälliger Restbau ist die ehemalige Waschbank am ehemaligen Dorfgraben direkt hinter der Scheune. In den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts stillgelegt, kann er nun nicht mehr das Wasser eines starken Regens abziehen. Damit die Pferde in der Tenne in diesem Fall nicht im Wasser stehen, müssen jetzt Pumpen das Wasser in die Wiesen hinausleiten.
Umgestelltes:
In der Orangerie liegt ein Stein mit dem Wappen der Degenfelder. Bis 1983 war er Treppenauftritt für den ehemaligen Garteneingang von Norden her. Die Höhe des Treppensteines war dadurch notwendig, dass – wie mir alte Freisbacher erzählten – der ehemalige Garten erhöht lag. Im Rahmen der Flurbereinigung wurde der Garten nach Norden hin um 8 m verlängert.
Vor der Orangerie an der Wasserstelle steht ein hoher Grenzstein mit der Einritzung „C V 1807“. Er stand bis 1983 als Türpfosten neben dem Degenfelder Treppenstein und war wohl der Vogel´sche Hinweis auf den privaten Erwerb des Hofes.
Beigeschleiftes:
In der Orangerie liegen Steine des 80 cm breiten Fundaments der römischen Villa nordwestlich von Gommersheim. Der Bauer war mit dem neuen 60 cm tiefen Pflug daran hängen geblieben. Daneben steht ein Türangelstein der römischen Villa Kleinfischlingen Nordost. Der Landwirt hatte ihn auf seinen Lese-Stein-Haufen geworfen.
Im Eingang der Orangerie liegt der Grabstein eines unbekannten Kanonikus aus Freimersheim. Er war dort im Treppenaufgang zur Kirche als Bodenplatte verlegt. Zur Taufe hatte man mich über ihn getragen, zur Konfirmation lief ich über ihn und zur Hochzeit stieg ich mit meiner Heide über ihn. Der Kollege ließ ihn wegen „Unebenheit“ durch eine neue Steinplatte ersetzen und übergab den Grabstein den Steinmetzen zur Zertrümmerung. Eine Kiste Bier brachte ihn wohlbehalten nach Freisbach.
Die beiden Grenzsteine „Pflege Eußerthal“ und „Pflege Hördt“ waren bei der Flurbereinigung Kleinfischlingen in den 60er Jahren mit vielen anderen herausgerissen worden und sollten entsorgt werden.
Die Treppen der protestantischen Kirche in Steinweiler mussten wegen „schwerer Begehbarkeit“ erneuert werden. 2 Tage Urlaub, den schweren Anhänger samt Traktor von Presbyter Ulrich Ecker aus Nussdorf, die Mithilfe meines Bruders Helmut – und die herrlichen alten Stufen und Platten waren abgebaut und abgefahren. Sie zieren heute den Garten im alten Pfarrhof meines Bruders in Kleinfischlingen und umranden unseren Hofteich in Freisbach. Die oberen 4 Treppenplatten passten gut als Unterbau für den Hofpavillon, den mir der alte Schmiede-Nachbar aus Freimersheim Gerhard Wolf nach den Vorbild des Pavillons im Garten meines Vaters in Freimersheim zusammenbaute.
In Nussdorf standen bei Frau Sablotny alte Eisengitter. „Wenn ich sie zum Händler bringe, kriege ich das Transportgeld nicht raus“. Ich hab sie ihr abgekauft. Sie entpuppten sich als das ehemalige Vorgartengitter des Nußdorfer Schulhauses aus dem Jahr 1879. So kam das Forsthaus in Freisbach zu seinem Gartentor. Das Material reichte für ein weiteres Tor für den Pfarrhof in Freimersheim und für eine Umgrenzung des Kirchgartens in Knöringen.
Die obersten Ziegelreihen im Hausdach und Anbaudach sind sogenannte „Gotische Ziegel“ mit Spitze statt Rundung. Ich fand sie beim Abdecken mancher Scheune im Gäu. Sie stammen – so heißt es – von dem Anfang des 18. Jahrhunderts abgebrochenen und als Material verkauften Kloster Hainbach. Sie klingen beim Anklopfen wie Porzellan. Ein alter Dachdecker meinte, als ich die alten Ziegel einer alten Scheune übernahm: „Die werden noch auf ihrem Dach liegen, wenn die Betonpfannen, die ich hier auflege, längst vergessen sind“. Beim Abdecken von 6 Scheunen fand ich 7 Feierabend-Ziegeln. Vor Freude über die beendete Ziegelbrennarbeit und den nahen Sonntag bemalten oder bedruckten die Ziegeleiarbeiter die letzte Ziegel.
Die eiserne Leiter in der Küche des Anbaus ist eine „Fahrte“ (Bergwerksleiter) aus dem Abraum des Basaltsteinbruchs Forst a.d.Wstr.
Text und Bilder: Mark Postel und Familie, Bewohner der „Hintergasse 11“